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Es werden Posts vom April, 2021 angezeigt.

Erinnerungen und Zukunft

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Ariane sah sich um und lächelte. Überall standen wunderschöne Vasen mit Blumen - bunte und einfarbige Sträuße, edle Blumen, Gartenblumen und sogar ein Strauß wilde Kamille. Dieser wirkte im Abendlicht wie ein Gemälde aus einer vergangener Zeit. All diese Sträuße waren im Wohnzimmer ihrer Freundin Katharina verteilt. Auf dem Esstisch stand eine Glasvase mit vierzig gelben Rosen, die Katharina vor zwei Tagen zu ihrem runden Geburtstag von Ariane bekommen hatte.  Es hatte ein kleines Fest gegeben, mit einem abendlichen Picknick am Ufer eines nahen Sees. Ariane wusste, dass Katharina die Vorliebe für gelbe Rosen von ihrer Mama geerbt hatte, die den vierzigsten Geburtstag ihrer Tochter nicht mitfeiern konnte, und nicht deren dreißigsten, nicht deren zwanzigsten, und auch nicht den ersten doppelstelligen Geburtstag ihrer Tochter erlebt hatte. Als sie starb, war Katharina noch ein kleines Mädchen. All das wusste Ariane über ihre Freundin. Die beiden Frauen kannten sich schon seit ihrer Kind

Edeltraut Trautzsch's Vorliebe für ein Gläschen Eierlikör

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Edeltraut Trautzsch war eine rüstige und übergewichtige Rentnerin, die gern und oft lachte. Dabei bebten dann ihr grauer Dutt und ihr ganzer Oberköper, und jeder, der sie lachen sah, wurde von ihrer Fröhlichkeit angesteckt. Bis zu ihrer Hochzeit, vor rund einem halben Jahrhundert, hieß Edeltraut Trautzsch noch Edeltraut Wiesner, was sich für alle Verwandten und Bekannten, Nachbarn und Arbeitskollegen sehr viel einfacher rufen ließ. Vor allem die verkniffene Arzthelferin, die bei ihrem Hausarzt hinter dem Tresen stand, hatte jedes Mal noch schlechtere Laune, wenn sie laut rief: "Edeltraut Trautzsch, bitte". Dann lachte Edeltraut wieder bis ihr Dutt und ihr Oberkörper bebten und alle Patienten im Wartezimmer lachten mit.  An diesem warmen Frühlingstag, einem Donnerstagnachmittag, hatte Edeltraut ihre drei Freundinnen aus dem Lesezirkel eingeladen. Und wie jedes Mal gab es Kaffee & Kuchen und danach ein Gläschen Eierlikör, den Edeltraut stets für sich, für Herrn Trautzsch u

Osterhasenschwips

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Der Osterhase lag ausgestreckt auf einer Wiese, inmitten vieler Schneeglöckchen, und öffnete mühsam nacheinander die Augen. Mit seiner kleinen Nase schnupperte er ringsherum und ließ seine feinen Barthaare vibrieren. Neben ihm lagen viele bunte Eier im Gras, die aus seinem umgekippten Osterkorb gekullert waren. Er stützte seinen schweren Kopf auf und versuchte sich zu erinnern, wann und warum er hier eingeschlafen war. Was war nur geschehen? Noch am zeitigen Morgen war er mit seinem großen Korb losgehoppelt und hatte in den Gärten des kleinen Dorfes am Rande der Stadt begonnen, die ersten Ostereier zu verstecken. Einige legte er vorsichtig unter einen Busch, andere in ein Gemüsebeet und ein besonders schönes regenbogenfarbenes Ei in den Sandkasten eines Kindes. Der Hase hatte geschmunzelt, als er die von den Menschen bereits gefüllten Osternester gesehen hatte. Manche waren mit verschiedenen Süßigkeiten gefüllt, in manchen lagen Söckchen oder duftende kleine Päckchen aus der Parfüm