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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

Henriettes Gartenfreude

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An ihren älteren und rüstigen Nachbarn, der viele Jahre neben Henriettes Garten seine herrlich duftenden Rosen verschnitten und stets ein freundliches Wort für sie gehabt hatte, dachte Henriette an diesem warmen Juniabend zum wiederholten Mal. Er hatte ihr gezeigt, wo die welken Rhododendronblüten abgeknipst werden müssen, damit die Büsche im nächsten Frühjahr wieder in ihren herrlichen Farben blühen würden. Henriette dachte in jedem Jahr an ihn, wenn sie an den Abenden Mitte Juni durch den Garten ging und die ersten verwelkten Blüten an den Rhododendronbüschen abdrehte. Es gab verschiedenfarbige Büsche im Garten, mit lavendelfarbenen, zartrosafarbenen und bernsteinfarbenen Blüten, die die vielen Hummeln und Bienen anlockten. Henriette entfernte nie alle Blüten mit einem Mal, sondern jeden Abend nur eine Handvoll, wenn sie die Stille des Gartens suchte, ihren Gedanken freien Lauf ließ und sich dabei entspannte. Die letzten Wochen waren sehr stressig gewesen und daher war sie

Eine humorvolle Kurzgeschichte, deren Ende jeder selbst interpretieren kann 😀

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Herr und Frau Schnippsdippsler lebten in der untersten Etage, links, eines Mehrfamilienhauses mitten in Berlin. Die Häuser standen dicht nebeneinander am Rand einer Straße, auf der die Autos noch über das alte Kopfsteinpflaster fuhren. Abends, wenn die Menschen nach der Arbeit oder aus dem Garten, vom Einkaufen oder vom Elternabend in der Schule, müde nach Hause in ihre Wohnungen kamen, parkten sie ihre Autos am rechten Straßenrand, was unter dem wachsamen Auge von Frau Schnippsdippsler geschah, die mit Lockenwicklern im Haar, sehr oft, sehr gern und sehr lange am geöffneten Fenster ihrer Küche stand. Die Schnippsdippsler's lebten schon Jahrzehnte in diesem großen Haus und hatten viele Familien ein - und ausziehen sehen, wobei Frau Schnippsdippsler am geöffneten Fenster, Sommer wie Winter, sehr genau darauf achtete, dass die Kartons in den Umzugswagen immer ordnungsgemäß gestapelt wurden. Genauso lange, wie sie in diesem Haus lebten, teilten Herr und Frau Schnippsdippsl

Eine Geschichte über ein Buch voller Geschichten

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"Es war einmal ...." so fangen die meisten Geschichten an. Diese Geschichte, in der es um ein Buch voller Geschichten geht, beginnt so jedoch nicht. Daher stell dir vor, wie in der Bibliothek einer Kleinstadt, wie es viele Kleinstädte auf der Welt gibt, das Buch, um welches es hier geht, im mittleren Regal stand, ganz links am Rand. Das Buch, das je nach Sicht des Betrachters langweilig, interessant oder speziell wirkte, war kein Handtaschenformat, nein, es war etwas größer. Auch zeigte das Buch einige Gebrauchsspuren. Ein paar Seiten waren durch die Benutzung von Kinderhänden festgeklebt, eine Seite hatte ein Eselsohr und auf einer anderen Seite, ziemlich in der Mitte, war gar ein kleiner Riss. Die Worte in diesem Buch waren nicht in üblicher Schriftform sondern wie von Hand geschrieben hineingedruckt und die Bilder waren nicht gemalte Drucke, sondern es waren Fotografien. Diese zeigten, passend zu den Geschichten, fast ausschließlich Naturbilder, auf denen das zart