Henriettes Gartenfreude
An ihren älteren und rüstigen Nachbarn, der viele Jahre neben Henriettes Garten seine herrlich duftenden Rosen verschnitten und stets ein freundliches Wort für sie gehabt hatte, dachte Henriette an diesem warmen Juniabend zum wiederholten Mal. Er hatte ihr gezeigt, wo die welken Rhododendronblüten abgeknipst werden müssen, damit die Büsche im nächsten Frühjahr wieder in ihren herrlichen Farben blühen würden. Henriette dachte in jedem Jahr an ihn, wenn sie an den Abenden Mitte Juni durch den Garten ging und die ersten verwelkten Blüten an den Rhododendronbüschen abdrehte. Es gab verschiedenfarbige Büsche im Garten, mit lavendelfarbenen, zartrosafarbenen und bernsteinfarbenen Blüten, die die vielen Hummeln und Bienen anlockten. Henriette entfernte nie alle Blüten mit einem Mal, sondern jeden Abend nur eine Handvoll, wenn sie die Stille des Gartens suchte, ihren Gedanken freien Lauf ließ und sich dabei entspannte. Die letzten Wochen waren sehr stressig gewesen und daher war sie