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Es werden Posts vom August, 2019 angezeigt.

Die kleine Kaffeebohne

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Die kleine Kaffeebohne erblickte das Licht der Welt, nachdem die rauen Hände einer übergewichtigen aber herzhaft lachenden Kolumbianerin sie vorsichtig vom Zweig gelöst hatte. Die dunkelgrünen festen Blätter am Zweig standen im Kontrast zu den rötlichen Früchten, die die Kaffeebohnen noch umhüllten. An diesem Morgen lag aufsteigender Nebel im Hochland und über der Kaffeeplantage, durch den die Sonne zu dringen versuchte. Die Kaffeekirschen wurden dann gewaschen, die kleinen Bohnen getrocknet und zur Rösterei gefahren. Der kleinen Kaffeebohne war ganz wirr von der Fahrt auf der Ladefläche des LKW, der über die huckeligen Strassen des kolumbianischen Hochlandes fuhr. Der Duft der gerösteten Kaffeebohnen war schon von Weitem zu riechen. Die kleine Kaffeebohne genoss die Wärme während des Röstens und spürte eine Veränderung in sich. Sie wurde härter und dunkler und plumpste anschliessend mit vielen anderen Kaffeebohnen in einen sich grob anfühlenden Sack. Dort kam sie zur Ruhe u

Ein Märchen für Erwachsene

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Es war einmal ein altes Haus mit einem wunderschönen alten Garten. Die Blumen in diesem Garten blühten in allen Farben. Zart, feingliedrig und leicht. Es waren alte Sorten, die jenen betörenden Duft hatten, den wir alle noch aus unserer Kindheit kennen. In dem alten Haus lebte ein Mädchen mit seinen Eltern. Das Mädchen wuchs wohlbehütet in dem kleinen Dorf auf. Am liebsten war sie in diesem duftenden Garten. Wenn abends die Sonne unterging, waren die Farben der Blumen in ein besonderes Licht getaucht. Aber auch am Morgen war das Mädchen gern dort. Dann glitzerte der Tau auf den grünen Blättern der Blumen und Büsche. Im Sommer, wenn die Tage heiß waren und auch die Nächte sich kaum abkühlten, saß das Mädchen mit einem Buch auf einer Decke unter dem alten Nussbaum. An einem Sonntagvormittag wurde das kleine Mädchen von den Eltern in die Küche gerufen. Die Mama stand mit verweinten Augen am Tisch und der Papa sprach ernst zu dem Mädchen. Sie würden das Haus m

Sommerduft des Südens

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Der erste Arbeitstag nach ihrem Urlaub war in der Firma lang und wollte nicht enden. Eine Sitzung folgte der nächsten und sie wusste, wenn sie noch all ihre Mails lesen und beantworten würde, wären Überstunden vorprogrammiert. Sie lehnte ihre Stirn gegen das kühle Glas des Fensters und schaute hinaus. Eine Frau, die mit einem kleinen Mädchen auf der Straße an ihrem Bürofenster vorbeilief, musste die Kleine festhalten, so sehr zerrte der Wind an den Beiden. Sie schloss ihre Augen. Es war sehr viel kühler, als in den drei Wochen zuvor. Als am ersten Urlaubstag der Flieger auf dem Flughafen aufsetzte, umgab sie eine Wärme, die ihr gut tat. So lange hatte sie auf eine Urlaubsreise verzichten müssen. Das kleine Hotel erreichte sie mit einem Bus. Die freundliche Besitzerin, mit der sie sich auf Englisch verständigen konnte, zeigte ihr ein Zimmer am Ende des Flures. Es ging nach hinten zum angrenzenden Garten hinaus. Sie öffnete die Fenster und die Fensterläden. Der