Die kleine Kaffeebohne




Die kleine Kaffeebohne erblickte das Licht der Welt, nachdem die rauen Hände einer übergewichtigen aber herzhaft lachenden Kolumbianerin sie vorsichtig vom Zweig gelöst hatte. Die dunkelgrünen festen Blätter am Zweig standen im Kontrast zu den rötlichen Früchten, die die Kaffeebohnen noch umhüllten. An diesem Morgen lag aufsteigender Nebel im Hochland und über der Kaffeeplantage, durch den die Sonne zu dringen versuchte.

Die Kaffeekirschen wurden dann gewaschen, die kleinen Bohnen getrocknet und zur Rösterei gefahren. Der kleinen Kaffeebohne war ganz wirr von der Fahrt auf der Ladefläche des LKW, der über die huckeligen Strassen des kolumbianischen Hochlandes fuhr. Der Duft der gerösteten Kaffeebohnen war schon von Weitem zu riechen. Die kleine Kaffeebohne genoss die Wärme während des Röstens und spürte eine Veränderung in sich. Sie wurde härter und dunkler und plumpste anschliessend mit vielen anderen Kaffeebohnen in einen sich grob anfühlenden Sack.

Dort kam sie zur Ruhe und schlief ein. Tage vergingen, sie verschlief den Transport auf einem Frachter, der bei starkem Seegang über das Meer schaukelte. Sie verpasste den Zollbeamten mit seinem braunen Hund, der überall zwischen den Säcken schnüffelte und wurde erst wieder wach, als sie mit den anderen kleinen Kaffeebohnen in einen grossen Behälter geschüttet wurde. Von dort gelangte sie mit den anderen Bohnen in eine Tüte und fand sich im Regal eines Kaffeeshops wieder.

Eine Kaffeegenießerin, die nach der Kaffeetüte griff, las sich durch, woher der Kaffee stammte. "Arabica Kaffeebohnen aus Kolumbien" stand auf der Verpackung. Im Kaffeeshop duftete es herrlich aromatisch. Die Frau schloss ihre Augen und atmete tief durch die Nase ein. Sie freute sich darauf, diesen Kaffee heute mit ihrem Mann zu trinken. Die Beiden hatten sich einen Kaffeeautomaten gekauft und würden heute ihren ersten Kaffee daraus geniessen.




Als die Frau nach Hause kam, füllte sie die Tüte mit den Kaffeebohnen um. Die kleine Kaffeebohne drehte sich mit den anderen Kaffeebohnen immer schneller im Mahlwerk, wurde zu Pulver und entfaltete einen herrlichen Duft. Vermischt mit  heissem Wasser, wurde die kleine Kaffeebohne zu einem Kaffee, den sich die Frau und ihr Mann im Garten auf einer Gartenbank schmecken liessen. Die Frau meinte aus dem Kaffee ein kräftiges Aroma zu schmecken. Das Aroma der vielen kleinen Kaffeebohnen, die im aufsteigenden Morgennebel des kolumbianischen Hochlandes von der herzhaft lachenden Kolumbianerin und den vielen anderen Plantagearbeitern geerntet worden waren.