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Es werden Posts vom Juni, 2019 angezeigt.

Die Geschichte vom kleinen Wassertropfen

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Der kleine Wassertropfen dachte nach, wie weit seine Erinnerung zurückreichte. War es gestern oder heute? Es war dunkel und kalt, soviel wusste er noch. Und an ein Rauschen konnte er sich erinnern. Er spürte eine starke Bewegung. Schnell, schneller ging es vorwärts. Er drehte sich bis ihm schwindelig wurde und auf einmal war Licht um ihn herum. Mit einem Platsch landete er auf einem grünen Blatt. Alles fühlte sich nun anders an, neu. Der kleine Wassertropfen war jetzt allein auf sich gestellt. Und er genoss es. Er fühlte seine glatte Oberfläche und er bemerkte, dass er farblos war, durchsichtig. Das Geräusch des Rasensprengers nicht weit entfernt, ging gleichmäßig mit einem tack tack tack. Überall landeten weitere kleine Wassertropfen. Das Blatt unter ihm war nicht kalt und auch nicht warm. Aber es war glatt und so rollte der kleine Wassertropfen abwärts. Diesmal bewegte er sich ganz langsam und sacht vorwärts, er rollte bis zum Ende des Blattes. Die Spitze hing hinunter zur

Das kleine Buch vom Glück

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In einem kleinen Antiquariat packte an einem heißen Sommertag die Inhaberin eine Kiste mit neu erworbenen Büchern aus. Sie stellte ihre neuen Schätze in die Holzregale vor den hell gestrichenen Wänden. Die Räume waren sehr warm obwohl die Markisen auf halbe Höhe heruntergelassen waren. Im Sonnenlicht, das unter den Markisen in das kleine Antiquariat fiel, tanzten feine Staubkörnchen und die Luft roch und schmeckte nach altem Papier. Helene betrachte das kleine Buch in ihrer Hand. Sie fühlte den weichen flaschengrünen Samteinband des Buches und blätterte kurz hinein. Das Buch hieß "Das kleine Buch vom Glück" und in ihm waren wunderbare Kurzgeschichten niedergeschrieben, die sie innehalten ließen. Helene setzte sich auf die kleine Leiter, las Seite um Seite und vergaß die Zeit. Sie spürte nicht die Hitze und nicht die kleinen Schweißperlen in ihrem Nacken. Das lange rote Haar hatte sie zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Sie war in die Welt des Glücks eingedrungen

Henriettes Rosenliebe

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Das erste Mal, dass sie bewusst etwas fühlte, war an einem Sonntagmorgen. Es war noch still und alles fühlte sich anders an, neu. Die Dunkelheit um sie herum begann sich aufzulösen und Licht drang an die kleine, zarte Rosenknospe. Die dicken, grünen Außenblätter der Knospe schickten die kleine Rosenknospe hinaus ins Leben. Als sich die kleine Rosenknospe im hauchzarten Rosa dem warmen, sanften Sonnenlicht entgegenstreckte, vernahm sie Geräusche, denen sie vergnügt lauschte. Vögel zwitscherten, Bienen summten um sie herum und in der Ferne hörte sie einen Hund bellen. Die kleine Rosenknospe war sehr neugierig und konnte nicht genug bekommen, von all dem Schönen und Neuen, dass sie um sich herum entdeckte. Am Abend änderte sich das Licht und der Garten wirkte ganz anders in der Abendsonne - sanfter, leiser, friedlicher. Später lauschte sie dem Quaken der Frösche am Gartenteich. Auch dort sah sie Rosen. Aber diese schwammen in verschiedenen Farben auf der Wasserobe