Ein Halbes vom Mond
Prolog In einem Wiener Spital strahlt kalt und hell das weiße Neonlicht über dem Flur der Intensivstation. Leise quietschen die Gummisohlen des Personals auf dem frisch gewischten Fußboden. Und genauso leise sprechen auch die Ärzte und Schwestern miteinander. Alles ist steril, selbst die Luft zum Atmen schmeckt steril. Die junge Frau schaut traurig in sein geschundenes Gesicht. Ihre Blicke gleiten über seinen bandagierten Kopf und weiter zu den Monitoren, die jedes Vitalzeichen seines Körpers aufzeichnen. Leise tönt das monotone Piepsen seiner Herzschläge. Es sind die einzigen Geräusche in diesem Zimmer. Der Mond scheint hell durch das Fenster - ein halber Mond, wie durchgeschnitten, auf den Mann, der nur noch zur Hälfte Leben in sich zu haben scheint. Zwei Mal ein Halbes, denkt sie, und doch kein Ganzes. Sie steht am Fußende des Intensivbettes, in dem Ron um sein Leben kämpft. Ron, der Taxifahrer, der sie in seinem Taxi noch vor wenigen Tagen zum Flughafen gefahren hatte. An diese