Die zerstrittenen Weihnachtsplätzchen



Den ganzen Sonntag hatten Oscar und Lina mit ihrer Oma Weihnachtsplätzchen gebacken. Schon am Tag zuvor waren sie in den Supermarkt gefahren, um all die Zutaten einzukaufen. Heute Morgen war es dann so weit. Aus Butter, Zucker, Honig, Mehl, Mandeln, Nüssen, Eiern und verschiedenen Gewürzen entstanden mehrere Sorten Plätzchenteig, aus denen die Kinder mit den Förmchen Sterne, Weihnachtsmänner, Herzen und Engel ausstachen. Nach dem Backen kühlten die Plätzchen erst ab und wurden später hübsch verziert. 

Als alle Weihnachtsplätzchen zum Trocknen auf den Blechen ruhten, wischte Oma Oscar und Lina die Mehlreste aus dem Gesicht und den Haaren, während sie dabei lächelte. Im ganzen Haus duftete es herrlich süß und der typische Geruch, mit dem die Weihnachtszeit beginnt, drang in alle Zimmer. Opa hatte jeweils von einer Sorte ein Plätzchen gekostet und zufrieden genickt.

Am Abend, als es draußen dunkel war und alle in ihren Betten schliefen, ging es in der Küche los. "Mir ist warm!", rief ein Lebkuchenherz. "Das kommt vom Backen, sei geduldig", erklärte die alte Rührschüssel geduldig, die sauber abgewaschen zum Trocknen an der Spüle stand.

"Ich will auch solch goldene Perlen!", jammerte ein Vanillekipfel. "Nä, nä, nä, nä,nä,nä", spotteten die Spitzbuben, die mit Marmelade gefüllt waren, und lachten.

Die Kokosmakronen waren von sich selbst entzückt: "Keiner ist so schön wie wir!". Doch die Zimtsterne, deren Glasur noch etwas feucht glänzte, lächelten. Sie waren die Lieblingskekse von Lina und bildeten sich mächtig was darauf ein.

"Ihr seid laut, wir wollen schlafen", riefen die Anisplätzchen. "Und ihr seid hässlich, ihr habt nicht mal Zuckerguss!", riefen die gemeinen Mandelherzen und tuschelten miteinander. Ein anderes Weihnachtsplätzchen weinte leise. "Was heulst du?", wollten die gemeinen Mandelherzen wissen. Das Weihnachtsplätzchen hatte die Form eines Sternes, jedoch fehlte eine Zacke. Diese war beim Ausstechen abgebrochen.

"Ruhe!", rief die Rührschüssel, "Das hält ja keiner aus! Jedes Jahr die gleiche Zankerei. Es ist bald Weihnachten, da wird nicht gestritten. Und glaubt mir, jeder von euch sieht zwar anders aus, aber ihr schmeckt alle lecker. Und nun gebt Ruhe und schlaft".

Kurz darauf hörten die Weihnachtsplätzchen und die Rührschüssel leise Schritte auf der Treppe. Der Opa kam heimlich mit der Taschenlampe in die Küche, griff nach zwei Spitzbuben und schlich wieder leise die Treppe hinauf. "Ich liebe die Weihnachtszeit", flüsterte er und schmatzte genüsslich. "Hauptsache Oma, Lina und Oscar haben die Plätzchen nicht abgezählt".

Dann wurde es endlich still im Haus und die alte Rührschüssel war zufrieden.


Ende

 

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