Wie aus dem Weihnachtsfrosch ein Osterfrosch wurde
Der Frosch wartete auf die Nachtigall, denn ihr Gesang erfüllte ihn in jedem Jahr aufs Neue mit Freude. Gestern kam sie nicht, am Tag zuvor sowieso nicht und auch heute hatte er noch nicht ihre Melodie vernommen. Das Eichhörnchen versuchte ihn jeden Morgen aufzumuntern, wenn es am Gartenteich trank. "Sie wird schon kommen. Du musst dich eben ablenken! Wann hast du dich das letzte Mal über etwas Schönes gefreut?", fragte es den Frosch. Der überlegte. "Also das letzte Mal gefreut, hmm ..... Da muss ich nachdenken, das ist lange her! Ich glaube zu Weihnachten. Da war ich doch als Weihnachtsfrosch unterwegs und habe in all eure glücklichen Gesichter geschaut. Ja, darüber habe ich mich gefreut. Da war ich zum letzten Mal erfüllt vor Glück und Freude", antwortete der Frosch.
"Du, ich habe eine Idee. Am schnellsten vergeht doch die Zeit, wenn man sich ablenkt. Was hältst du davon, wenn du dich als Osterfrosch verkleidet unter die Osterhasen mischst?", meinte das Eichhörnchen, sprang erst auf die Feldsteinmauer und von dort an den Stamm der Tanne.
"Vom Weihnachtsfrosch zum Osterfrosch!", murmelte der Frosch. "Die Idee ist gar nicht so schlecht! Ich brauche nur eine Kiepe und bunte Eier, das krieg ich hin". Als es dämmerte, pflückte der Frosch die vertrockneten Halme des Schilfes vom letzten Jahr und flochte daraus eine Kiepe, die er sich auf den Rücken setzte. Bunte Eier und frische Blüten besorgten ihm das Kaninchen und die Schnatterente. So verging der nächste Tag. Der Frosch hatte gar keine Zeit an die Nachtigall zu denken und auch seufzen musste er nicht.
"Du musst aber auch hüpfen, also zumindest wie der Osterhase", ermahnte ihn das Eichhörnchen. Das war natürlich gar nicht so einfach. Dem Osterfrosch schmerzten bald seine Hüften von der ganzen Hüpferei.
Dann war es so weit, der Morgen am Ostersonntag dämmerte bereits. Unser Frosch legte sich die Kiepe an und hüpfte wie ein Osterhase durch den Garten. Überall versteckte er die kleinen bunten Eier und Blüten - bei dem freundlichen Igelmädchen am Holzstapel, vor dem Maulwurfshügel, hinter der Hundehütte; dann am Netz, das mit Walnüssen gefüllt am Schuppen baumelte und aus dem sich das Eichhörnchen heimlich bediente, am Gartenteich für die anderen Frösche und zum Schluss an der Vogeltränke.
Und wisst ihr, wer dort saß und eine wunderschöne Melodie trällerte? Genau, das war die Nachtigall, auf die der Frosch so sehr gewartet hatte. "Wie schön, dass du wieder da bist. Ich habe dich so sehr vermisst", flüsterte der Osterfrosch und schenkte der Nachtigall ein kleines rotes Zuckerei.
Die Nachtigall sang von da an jeden Abend und jeden Morgen für den Frosch, der sich dann auf einen Stein am Gartenteich setzte und spürte, wie glücklich er war.
Ende
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