Eine Geistergeschichte für Kinder


Geht es euch auch so, wenn ihr im Dunkeln durch die Straßen geht, dann ist es manchmal irgendwie gruselig. Und das, obwohl es gar keinen Grund dafür gibt. Manchmal raschelt es hinter einem Busch, plötzlich geht die Straßenlaterne aus oder das Quietschen einer Tür kommt einem unheimlich vor. Dabei ist nur ein Igel, eine Schwankung im Stromnetz oder das Garagentor eines Nachbarn. Und trotzdem denkt so mancher von uns an einen Geist und fürchtet sich.

In einer kleinen Stadt an der Elbe war das tatsächlich einmal so - ein Geist wandelte nachts durch die Straßen! Doch von jedem, dem er begegnete, bekam er ein freundliches HALLO. Der Geist konnte sich das nicht erklären!

Er hatte wirklich alles versucht. Hier ein leises "Pssspsss" hinter einer Hecke, da der Versuch jemanden zu erschrecken, in dem der Geist sich unsichtbar machte und der Postfrau vorsichtig an den Haaren zog. Oder er pustete der Ortsbürgermeisterin in den Nacken. Nicht einmal die Kinder im Kindergarten erschraken, wenn er ihre Bälle durch den Flur kullerte. Der Geist wusste einfach nicht mehr weiter!

Vielleicht lag es einfach daran, dass er zu nett war. Ihr müsst wissen, dass Geister am Tage normalerweise  schlafen damit sie in der Nacht ausgeruht sind und ihr Unwesen treiben können. Unser Geist konnte aber nicht schlafen, überhaupt nicht. Nicht einmal ein klitzekleines bisschen. Und weil er sich tagsüber langweilte, fing er an die Menschen in der kleinen Stadt zu beobachten.

So kam es, dass er im Kindergarten entdeckte, wie der Sturm den dicken Ast des Apfelbaumes abgeknickt hatte. Damit der Ast den Kindern nicht auf den Kopf fiel, sägte der Geist diesen einfach ab. Bei der Feuerwehr ging die Sirene nicht und so setzte sich unser Geist dort auf das Dach und rief so laut er konnte: "Huhuuuuuuuuuuuuuuuu!". Als an der Tankstelle ein Auto nicht losfahren wollte, schob er es an; den kleinen Sohn der Bäckersfrau fing er auf, als dieser auf dem Spielplatz von der Schaukel fiel und dem Postauto half er aus dem Straßengraben, als es im Winter bei Schnee und Eis von der Straße rutschte und feststeckte.

So wurden alle Bewohner auf den Geist aufmerksam und waren dankbar für seine Hilfe. Wo auch immer der Geist herumspukte wurde er freundlich gegrüßt und die Kinder winkten ihm schon von weitem.

Einmal hing sogar ein Zettel an der Tür des leerstehenden Hauses, in dem der Geist wohnte. "Lieber Geist, morgen wollen wir Rüben ernten aber der Traktor ist kaputt gegangen. Wir brauchen deine Hilfe!", stand auf dem Zettel geschrieben. Der Geist seufzte und flog zum Feld des Bauern. Aber wisst ihr was? Der Traktor war gar nicht kaputt. Die Menschen wollten sich bei dem lieben Geist bedanken. Auf dem Feld warteten sie verkleidet als Spinnen, Hexen und Gespenster auf unseren Geist. Es gab  Kürbissuppe, Apfelkuchen und leckeres Quittenbrot; und entlang des Feldes leuchteten ausgehöhlte Kürbisse mit geschnitzten lustigen oder gruseligen Gesichtern. So feierten sie mit dem lieben Geist ihr ganz eigenes Geisterfest.

Ende

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