Feuerwehrkinder ganz groß


Der kleine Horst war mit seinen sieben Jahren nicht mehr der Jüngste aber auch nicht der Älteste bei den Feuerwehrkindern. Er wollte so sein wie sein Papa, der bei jedem Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr mit den anderen Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen entweder einen Brand löschte, nach einem Sturm Bäume von der Straße räumte oder nach einem Gewitter vollgelaufene Keller leer pumpte; und sogar schon einmal die Katze von Frau Trautzsch gerettet hatte, als sie von deren großen Nussbaum nicht mehr selbst herabklettern konnte. Horst war sehr stolz auf seinen Papa, der heute Abend in seiner blauen Feuerwehruniform vom Bürgermeister eine Auszeichnung erhielt. Papa und all die anderen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr feierten im Rathaus ihr 20jähriges Jubiläum.

Wenn Horst eines Tages groß sein wird, dann bekommen er und die anderen Feuerwehrkinder auch eine solche Urkunde, darauf freuten sie sich schon. Denn jedes Mal, wenn sie zum Gerätehaus gingen, dann staunten die Jungen und Mädchen über all die eingerahmten Urkunden sowie die Fotos und Abzeichen, die in Vitrinen ausgestellt waren.

Horst und seine Freunde trafen sich jeden zweiten Samstag nach dem Frühstück im Gerätehaus der Feuerwehr. Dort lernten sie die Fahrzeuge kennen, wie die Schläuche richtig ausgerollt wurden und dazu die Erste Hilfe bei Verletzten.

An diesem Abend war Horst bereits eingeschlafen, nachdem ihm Opa Achim eine neue Feuerwehrgeschichte vorgelesen und sich dann vor dem Fernseher in den Sessel gesetzt hatte, in dem er jetzt leise vor sich hin schnarchte. Weil Opa Achim schon etwas schwer hörte, wurde er auch nicht wach, als die Sirene der Feuerwehr laut durch das Dorf tönte. Horst gähnte und öffnete schlaftrunken seine Augen. Da wurde ihm plötzlich bewusst, dass ja alle großen Feuerwehrleute gemeinsam mit Papa beim Bürgermeister waren. Er sprang aus seinem Bett, zog sich rasch an und öffnete die Haustür. Von hier aus konnte er das Gerätehaus der Feuerwehr sehen. Waren da nicht Bernhardt und Wolfgang, die ältesten aus der Kinderfeuerwehr?

"Horst, riechst du das auch?", fragte die kleine Anneliese, die aus dem Kinderzimmerfenster des Nachbarhauses schaute. "Komm, wir gehen auch zur Feuerwehr", antwortete Horst aufgeregt. Kurz darauf liefen die beiden das kurze Stück bis zum Gerätehaus. Mehrere Kinder kamen gleichzeitig mit ihnen dort an. "Es brennt, es brennt! Ich rieche das schon bis hierher", flüsterte Anneliese leise. "Ja, der Stall von Herrn Breitschuh. Ich weiß das, die Alpakas stehen zum Glück auf der Elbwiese. Was machen wir jetzt? Unsere Eltern sind nicht da. Und wir können alle noch nicht Auto fahren, auch wenn der Brand nur am Ende der Straße ist!", erklärte Bernhard, der mit ausgestrecktem Arm in die Richtung des Alpakastalls zeigte.


Was würden die Papas jetzt machen?, überlegte Horst. "Wie wäre es mit der alten Handdruckspritze? Ich meine die, die immer nur zum Feuerwehrfest hervorgeholt und gezeigt wird. Die können wir dicht an den Stall heranschieben. Und beim Stall fließt doch der Bach entlang, da ist auch genügend Wasser. Das könnte funktionieren. Was meint ihr dazu?". Die Kinder sahen sich an und nickten zeitgleich.

Gemeinsam schoben sie das Löschgerät aus der Garage. Horst wollte es gleich ausprobieren. "Da ist noch kein Wasser drin, warte Horst.", sagte Bernhard. Ruth und Anneliese trugen den Schlauch und die Jungen schoben die Handdruckspritze die Straße weiter hoch zum Hof der Familie Breitschuh. Herr Breitschuh, der genauso wie sein Vater als Lehrer in der kleinen Dorfschule gearbeitet hatte, stand bereits mit mehreren Eimern da. Seine Hose war schon ganz nass. "Kinder, kommt schnell! Bitte hier entlang".

Genauso, wie es ihre Papas beim letzten Feuerwehrfest vorgezeigt hatten, benutzten die Jungen die Handdruckspritze. Es war gar nicht so einfach. Die älteren Jungen pumpten und Horst hielt die Spritze. Die Mädchen halfen Herrn Breitschuh beim Befüllen der Eimer am Bach, der nur wenige Schritte entfernt vor sich hin plätscherte. Hier tranken sonst die Alpakas und manchmal brüteten Enten am Ufer. Anneliese hatte sogar schon einmal einen Biber gesehen, der ganz in der Nähe in einer Biberburg aus Zweigen, Blättern und Ästen direkt am Ufer des Baches lebte.

Die Jungen und Mädchen der Kinderfeuerwehr schafften es tatsächlich den Brand des Alpakastalls zu löschen. Niemand kam zu Schaden. Herr Breitschuh schüttelte allen Kindern die Hand und bedankte sich. Er lächelte. Einige Mamas und Papas waren einst seine Schüler in der kleinen Dorfschule.

Erschöpft aber stolz saßen die Jungen und Mädchen später an dem langen Tisch im Aufenthaltsraum der Feuerwehr. Wolfgang konnte sehen, dass die kleine Ruth unter ihren Feuerwehrsachen noch ihren Schlafanzug trug. "Ich habe Durst", sagte sie müde und gähnte. Gemeinsam hatten sie Schlimmeres verhindert. "Unsere Papas setzen sich auch immer noch einem Moment zusammen, wenn sie von einem Einsatz zurückkommen.  Wer möchte alles eine gelbe Dinobrause?", fragte Wolfgang in die Runde - schmutzig im Gesicht aber unendlich stolz.

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