Eine unerwartete Begegnung an der Elbe

 

An einem warmen Frühlingsmorgen war das junge Biberkind schon zeitig aufgewacht. Seine Eltern schnarchten neben ihm im Biberbau:  "CHCHCHCH CHCHCHCH CHCHCHCH". Die kleine Nachtigall, die jeden Morgen so wunderschön sang, hatte es geweckt.

Vorsichtig blinzelte der kleine Biber durch die Zweige, die den Eingang  zum Bau versperrten. Das Wasser vom nahen Bach, der den Rehkolk mit der Elbe verband, plätscherte ruhig vor sich hin.

Da kam ein neues Geräusch dazu; ein Geräusch, das der kleine Biber noch nicht kannte - die schnellen Schritte eines Menschen mit dem gleichmäßigen Klick Klack der beiden Walkingstöcke links und rechts. Neugierig krabbelte das Biberkind durch die vielen Äste und Zweige hinaus ins Freie.

Da Biber von Natur aus nicht besonders gut sehen, lief er das kurze Stück über die Elbwiese bis zum Ufer, um von nahem zu sehen, woher die Geräusche kamen. Plötzlich war das Klick Klack verstummt. Der kleine Biber blieb stehen und lauschte. Dann lief er weiter.

Zur gleichen Zeit erwachte seine Mama und bemerkte, dass ihr Biberkind nicht mehr neben ihr lag. Sie verließ den Biberbau und schaute erst nach links und dann nach rechts. Nirgends konnte sie ihr Junges entdecken. Aber hören konnte sie es. Als sie sich umdrehte, musste die Bibermama ihre Augen zusammenkneifen, so sehr blendete sie die Morgensonne.

Sie beobachtete, wie ihr Sohn genau auf ein paar bunte Gummistiefel, die am Ufer standen, zulief und sich an ihnen den Kopf stieß.

Die Gummistiefel gehörten einer Frau, die mit ihren Füßen durch das kühle Wasser der Elbe watete. Sie kam manchmal hierher, wenn sie am zeitigen Morgen ihre Runde entlang der alten Kopfweiden zur Elbe drehte. Das hatte die Bibermama schon oft gesehen.

Und weil von der Frau keine Gefahr ausging, blieb Mama Biber ganz still stehen und sah ihrem Biberkind zu, das erschrocken umkehrte und wie der Blitz über die Wiese zurück zum Biberbau gerannt kam.

Der Morgentau, der zuvor noch in der Sonne auf dem Gras der Elbwiese geglitzert hatte, spritzte nun in alle Richtungen. Das kleine Herz des jungen Bibers schlug ganz schnell und sein weiches Fell war kalt und nass,  als er auf seine Mama traf, die noch immer herzlich lachte.

Zum Frühstück gab es für Familie Biber  frische Zweige der alten Kopfweide, die neben dem Biberbau stand, und deren Blätter fast die Wasseroberfläche des Rehkolks berührten. Während die Drei genüsslich an den Zweigen nagten, hörten sie erneut die schnellen Schritte und auch das Klick Klack, das kurz darauf  immer leiser wurde.

Dann kehrte wieder Ruhe ein am Rehkolk.




Kommentare

  1. Wunderschöne, immer wieder toll deine Geschichten zu lesen ♥️

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  2. Eine schöne Begegnung. Was unser Auenland so alles zu bieten hat - herrlich!

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  3. Einfach schön was die Natur zeigt, wenn man mit offenen Augen läuft. Mach weiter so.

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