Die kleine Spinne auf dem Trampolin - eine kurze Herbstgeschichte für Kinder


Tinka war schon als Kind ein echter Wildfang. Keine Situation ließ sie aus, in der sie von ihren Eltern und Geschwistern nicht ermahnt oder gar beschützt werden musste. Und so manches Mal war sogar eines ihrer acht Spinnenbeinchen gebrochen. Am liebsten aber hüpfte sie auf den Spinnennetzen ihrer Eltern herum. Und auch später auf ihren eigenen.

"Hui, hui, wie das kribbelt im Bauch!", rief sie dann. Die zarten Spinnennetze federten die kleine Tinka wie Trampoline  bei jedem ihrer Hüpfer auf und ab.

Aber heute war etwas anders als sonst - schon am Morgen, als Tinka erwachte. Sie lauschte in die Stille und spürte die feuchte Luft. Tinka musste sich ganz doll anstrengen, um überhaupt das Ende des Gartens zu sehen. Es war ein typischer Herbstmorgen, der alles ringsum mit Nebel umhüllte. Als es die Sonne kurze Zeit später geschafft hatte durch den Nebel zu dringen, fingen alle Spinnennetze auf der Wiese an zu glänzen. Kleinste Wassertropfen hatten sich an die zarten Spinnenfäden gehängt. Wunderschön sah das aus!

Aber noch schöner war, dass es nur so spritzte, als Tinka dann auf ihrem eigenen Spinnennetz hin und her hüpfte - hoch und runter. Anfangs war sie noch sehr vorsichtig aber später hüpfte sie doller und wurde immer übermütiger. Tinka lachte und fühlte sich wie unter einer Dusche. In den Sommermonaten zuvor konnte sie manchmal die Menschen beobachten, wenn diese am Abend unter der Gartendusche standen und sich dort erfrischten. Dann hatte sich Tinka gefragt, wie sich das wohl anfühlen müsse mit den vielen Wassertropfen. Nun wusste sie es!

"Hui hui, hui. Wacht auf und schaut nur! Schaut wie toll die Wassertropfen
in der Sonne glitzern und wie lustig es spritzt!", lockte sie die anderen Spinnen ringsum heraus auf deren Spinnennetze.

Einmal erschrak Tinka! Ein rotgefärbtes Blatt fiel ganz dicht neben ihr lautlos auf den Boden. Das Blatt gehörte zu einer Weinranke, neben dem Weg am Gartenteich, und hatte sich tagelang im Wind bewegt.

Später am Tag verschwanden jedoch alle Wassertropfen, der Nebel hatte sich aufgelöst. Tinka war ganz nass und ließ sich von den letzten warmen Sonnenstrahlen der Herbstsonne wärmen. Danach krabbelte sie müde vom Hüpfen unter das rote Blatt und schlief ein.


Ende

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