Die Geschichte vom Feldmäuschen und der Schlingnatter

 

An einem Samstagmorgen, es war bereits Herbst und die Nächte waren inzwischen sehr viel kühler, lief eine kleine Feldmaus durch das Gebüsch auf dem Apollensberg. Sie schaute in Richtung Osten, wo sonst zwischen Wittenberg und der Elbe die Sonne aufging. Die Strahlen der Morgensonne wärmten das kleine Mäuschen. Jeden Morgen saß es auf einem Stein und genoss die Wärme, denn vom Tau war sein weiches Fellchen ganz feucht.

Doch heute hatten sich Wolken vor die Sonne geschoben und die wärmenden Strahlen der Morgensonne blieben aus. Die kleine Feldmaus zitterte am ganzen Körper. Da fiel ihr ein, dass seit ein paar Wochen solch komisch gewellte Platten auf dem Apollensberg lagen - einige am Feldrand, einige im Gebüsch und eine neue Platte lag ganz oben in der Nähe des silbernen Kreuzes, das in der Abendsonne wunderschön glänzte. 

Die kleine Feldmaus war von Natur aus neugierig und hatte schon oft die junge Frau beobachtet, die die Platten hochnahm und irgendetwas suchte. Wozu, das wusste das Mäuschen jedoch nicht. Aber, dass es unter den Platten schön warm war, daran erinnerte es sich gut. Und so huschte die kleine Feldmaus so flink sie nur konnte zu der erstbesten Platte und kroch darunter.

 Wie erschrak unser Mäuschen, als es instinktiv spürte nicht alleine zu sein. "Hallo, ist hier jemand?", flüstere es in der Dunkelheit. "Zzzzzzzzz, zzzzzzzz,  ja ich", bekam es zur Antwort. Oh weh, das Zischen kam weder von einer anderen Maus, noch von einem Maulwurf und auch nicht von einer Erdkröte. Nein, dieses Zischen war gar nicht gut.

 "Wer bist du?", fragte die kleine Feldmaus ängstlich. "Ich bin eine Schlange, eine Schlingnatter. Und ich wärme mich hier unter dieser Platte. Und du? Wer bist du?", wollte die Schlingnatter wissen. Alle Tiere, und auch die kleine Maus, wussten, dass Schlangen sehr gern Mäuse fressen. 'Ich habe nur eine Chance', dachte die kleine Feldmaus voller Angst und überlegte.

  "Hallo Schlingnatter, auch ich möchte mich hier kurz aufwärmen. Ich bin ein Saum!", etwas anderes war der Maus auf die Schnelle nicht eingefallen. Sie hatte einfach den ersten und den letzten Buchstaben getauscht und fügte schnell hinzu: “Ich bin ein Feldsaum". Die Schlingnatter war noch sehr jung und freute sich darüber, einen echten Feldsaum kennenzulernen.

"Hallo Feldsaum, komm ruhig näher und erzähl mir was du erlebt hast. Ich bin noch nicht lange hier in dieser Gegend und einen Freund habe ich auch nicht!", bat die junge Schlingnatter. Die kleine Maus war erleichtert und erzählte der Schlange vom Apollensberg, von den Tieren und Pflanzen, auch den seltenen, die dort wuchsen, und von der wärmenden Morgensonne. Sie verbrachten den ganzen Tag miteinander.

Und so wurden die beiden Tiere zu Freunden. Nur einen Wunsch hatte die kleine Feldmaus; sie wollte sich vorsichtshalber immer erst nach dem Essen mit der Schlingnatter treffen.


Ende


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