Das dritte Weihnachtspaket 🎁🎄🕯🕯🕯


Für diese kleine Adventsgeschichte müssen wir ein paar Wochen im Kalender zurückblättern. Sie beginnt am 29. Oktober - an dem Tag, als Herr Breitbein seinen 75. Geburtstag feierte. Es kamen viele Gratulanten. Nachbarn, Freunde, die Familie, ehemalige Kollegen aus der Schule und sogar ehemalige Schüler. Sie alle fragten ihn, ob er auch in diesem Jahr zur Weihnachtszeit im Hof der Heimatstube mit dem kleinen Museum seinen Weihnachtsmarkt aufbauen würde. Sie  schwärmten vom letzten Jahr, als Herr Breitbein sich seinen Traum von einem kleinen Weihnachtsmarkt erfüllt und alle bei den Vorbereitungen mitgeholfen hatten. Sogar der Kindergarten war gekommen und hatte auf der schmalen Bühne ein Programm aufgeführt. Frau Müller-Schmidt, die Leiterin, hatte mit ihren Kolleginnen und all den großen und kleinen Zwergen Weihnachtslieder gesungen und die Kinder, die sich trauten, sagten kleine Gedichte auf.

Höhepunkt war die Geschichte des Weihnachtsbaumständers, der an diesem Abend durch Zufall zur Familie seiner ehemaligen Besitzerin zurückgekehrt war. Ja, das hatten all die Besucher des Weihnachtsmarktes nicht vergessen. Dieser Weihnachtszauber hatte alle tief berührt.

Und so plante Herr Breitbein bereits seit seinem Geburtstag im Oktober auch für dieses Jahr die Vorbereitungen für den diesjährigen kleinen Weihnachtsmarkt im Hof der Heimatstube.

Als es soweit war, stand in der Mitte des Hofes eine Tanne, die nicht ganz gerade gewachsen war. Aber nachdem sie mit Lichtern und Kugeln geschmückt erstrahlte, sah man ihren Makel nicht mehr. Ringsum verteilt standen fünf schlichte kleine Holzstände mit Leckereien für Leib und Seele. Sie waren mit Tannengrün verziert und überall leuchteten Laternen mit brennenden roten Kerzen.

Helene, die am Vormittag noch mit den Zwillingen im überfüllten Supermarkt einkaufen und bis grad eben noch bei Frau Trautzsch nebenan gesessen hatte, trat mit ihrer Familie und dem Weihnachtspaket für Herrn Breitbein im Arm auf den Weihnachtsmarkt. Helene hatte keinen Hunger, die anderen wollten eine Bratwurst mit Senf essen und gebrannte Mandeln naschen. Endlich kam auch bei Helene Weihnachtsstimmung auf. Die Enkeltochter von Herrn Breitbein stand mit ihrer Geige neben der geschmückten Tanne und spielte "Stille Nacht, heilige Nacht ".  Kurz darauf läuteten die Glocken der nahen Kirche. In diesem Moment begrüßte Herr Breitbein freudig Helene, die ihm das Weihnachtsgeschenk überreichte. Er bedankte sich höflich, wunderte sich aber insgeheim darüber, warum er von Helene bedacht wurde. "Ich habe da so eine Ahnung.", meinte Frau Breitbein am späten Abend und beließ es dabei.

Zwei Tage später läuteten die Glocken der nahen Kirche die Weihnachtsnacht ein. Familie Breitbein war mitten in der Bescherung und Herr Breitbein hatte nun das Weihnachtspaket mit dem bunt bedruckten Papier von Helene auf dem Schoss. Er wickelte es vorsichtig aus und öffnete neugierig den Karton. Zwischen zwei rotbäckigen Äpfeln, Nüssen und einem Schokoladenweihnachtsmann lag ein vergilbter brauner Umschlag. Herr Breitbein, der durch seine Vorliebe für alte Zeugnisse der deutschen Geschichte und insbesondere der hiesigen Geschichte im Umgang mit solchen Kostbarkeiten vertraut war,  fühlte vorsichtig den Inhalt des Couverts. Sorgfältig öffnete er den Umschlag und zog fünf Postkarten heraus. Sie waren an die 80 Jahre alt. Er sah die alte feine Handschrift, sah die Worte und die Formulierung der Sätze. Nachdem Herr Breitbein die Karten behutsam umdrehte, sah er die wunderschönen Motive auf der Vorderseite der Postkarten. Es waren sehr gut erhaltene Weihnachtskarten. Herr Breitbein freute sich und las nun seiner Familie diese Karten vor. Wie hatten wohl diese Familien das Weihnachtsfest erlebt? 

Fast hätte Herr Breitbein den Brief übersehen, den Helene unter die beiden rotbäckigen Äpfel gelegt hatte:

"Lieber Herr Breitbein, auf einem Flohmarkt fand ich diese Karten. Obwohl es ein heißer Tag im Juli war, wurde mir bei deren Anblick für einen kurzen Moment ganz weihnachtlich. Vielleicht passen diese Weihnachtskarten aus einer anderen Zeit in Ihre Heimatstube. Sieht die verschneite Kirche nicht aus wie unsere Kirche?

Frohe Weihnachten,
Helene Hellmann und Familie"

Herr Breitbein blickte aus dem Fenster zur nahen Kirche. Im Schein der Straßenlaterne tanzten Schneeflocken und bedeckten bereits die Büsche und Bäume vor seinem Haus.

Und schon sah Herr Breitbein die alten Postkarten in kleinen Bilderrahmen vor sich, wie sie mit ihren Weihnachtsmotiven im nächsten Jahr die fünf schlichten Holzstände auf seinem Weihnachtsmarkt verzieren würden........



Ende

Kommentare

  1. Wieder mit großem Vergnügen gelesen und mich an unseren Weihnachtsgrüße im vorigen Jahr erinnert: Eine mehrteilige Weihnachtskarte aus den 1950er Jahren, wo es um Frieden in ganz Deutschland ging. Sie wird Sie morgen als Dankeschön für die anrührenden Weihnachtsgeschichten erreichen.
    Herzliche Grüße Christel Panzig

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