Die Geschichte vom Weihnachtsbaumständer Teil 3 - Weihnachten 1990

Im Keller des Neubaublockes fand der Sohn eines Hausmeisters ein paar Tage später die Kisten und nahm diese an sich. Den Karton mit den roten Weihnachtsbaumkugeln behielt er selbst, hatte er doch unlängst mit seiner Freundin die erste eigene Wohnung im Block nebenan bezogen. Die bunte Holzkiste jedoch verstaute er im Kofferraum seines Wartburgs und fuhr zu seinen Eltern.

Sein Vater öffnete neugierig die Holzkiste und verzog das Gesicht.  "Junge, was bringst du uns denn da?", brummte er. "Solch alten Kram hatten wir unser ganzes Leben lang!".  Seine Eltern hatten kein Interesse mehr an alten Dingen. In ihren Augen war die neue Zeit bunt, alles Alte musste weg. Einzig der Großvater schaute gedankenversunken auf unseren Weihnachtsbaumständer, nahm ihn aus der Kiste und drehte am Schlüssel. Als das Weihnachtslied erklang, lächelten sein Enkel und er. Danach ging der Großvater die Treppe hinauf und verstaute die Holzkiste auf dem Dachboden.

Als die nächste Adventszeit näher rückte, hatte der Großvater eine Idee. Er würde im Vorgarten des Hauses einen Weihnachtsbaum aufstellen, die Kinder der Nachbarschaft hätten bestimmt ihre Freude daran.

Und so geschah es dann auch. Die bunte Holzkiste wurde wieder hervorgeholt und unser Weihnachtsbaumständer mit einer kleinen geschmückten Tanne im Vorgarten platziert. Jeden Adventssonntag drehte der Großvater am Nachmittag den Schlüssel und mit ihm freuten sich die Kinder aus der Nachbarschaft über den sich drehenden Weihnachtsbaum und dem dazugehörigen Weihnachtslied. Manchmal verkleidete er sich als Weihnachtsmann und schenkte den Kindern Nüsse und kleine Schokoladentäfelchen. Damit er als Weihnachtsmann authentisch wirkte, hatte er sich eine Sofakissen unter den roten Mantel geschoben, das manchmal zu rutschen drohte. Das amüsierte den alten Mann und er hatte Freude daran, sich dann zu strecken, den breiten schwarzen Gürtel wieder unter seinen riesigen Bauch zu schieben und dabei mit tiefer Stimme Ho Ho Ho zu brummen.

Viele Jahre machte der Großvater den Kindern diese Freude. Sie warteten das ganze Jahr gespannt auf den ersten Advent und jubelten beim ersten Ton, wenn sich der bunt geschmückte Tannenbaum zu drehen begann und  das Lied erklang.

Es verging Jahr um Jahr. Und so kam es, dass manche der älteren Kinder bald mit ihren eigenen Kindern an den Adventssonntagen vor dem Vorgarten standen und auf den wundervollen Weihnachtsbaum warteten, der sich drehte. Das gefiel unserem Weihnachtsbaumständer. Aber nicht nur die Kinder der Nachbarschaft wurden älter, sondern auch der Großvater....

Als sein Sohn und dessen Frau, die seit vielen Jahren aktiv bei einem Karnevalsverein mitwirkten, das Dach neu decken ließen, räumten sie zuvor den Boden auf und fanden in der bunten Holzkiste den Weihnachtsbaumständer. "Wohin damit?", fragte die Frau und hatte zeitgleich eine Idee. 

Und so landete die bunte Holzkiste, als Weihnachtsgeschenk verpackt, im Jahr 2019 auf der Weihnachtsfeier beim Karnevalsverein.

 

 

Ende Teil 3

 

Unser nächster Zeitsprung wird uns am 4. Advent in die Gegenwart führen. Dann reisen wir mit dem Weihnachtsbaumständer in die diesjährige Adventszeit. Wie wird meine diesjährige Weihnachtsgeschichte wohl enden? Fragst du dich was geschehen wird? Eines kann ich versichern, es ist ein schönes Ende. Denn ich glaube immer an das Gute.

 

Henriette

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