Die Weihnachtsmaus Teil 3



Amanda spürte ihre kalten Mäusefüße und sah sich um. Viele Besucher des Weihnachtsmarktes kamen und gingen in die Richtung, aus der eine leichte Wärme zu spüren war. Neben dem Weihnachtsmarkt stand ein altes Gebäude, das große Kaufhaus der Stadt. Die breite Eingangstür öffnete sich automatisch, ging immer wieder auf und zu. Unsere Weihnachtsmaus huschte mit einem Strom an durchgefrorenen Weihnachtsmarktbesuchern in das Gebäude. 


Amanda fand sich inmitten der Menschen auf einer Rolltreppe wieder. Das gefiel unserer kleinen Weihnachtsmaus sehr. Sie fuhr mehrmals hoch und wieder hinunter und staunte darüber, dass es grosse Menschen, z.B. mit langen Haaren oder mit Bärten, und kleine Menschen, die zum Teil noch nicht laufen konnten, gab. 



Eine ganz andere Art von Düften drang in Amandas kleine Nase. Es waren Düfte, die unsere Weihnachtsmaus noch nicht kannte. So stand sie just vor einer Parfümerie, in der gar keine kleinen Menschen zu sehen waren. Ringsum standen kleine Flaschen und bunte Kartons, die von schönen Frauen, die ebenfalls gut dufteten, mit glitzernden Schleifenbändern eingewickelt wurden.

In einem Laden nebenan, in dem bunte Stifte in der Auslage zu sehen waren, stand eine Frau, die mit dem Verkäufer über einen roten Kugelschreiber für 174 Euro diskutierte. Dieser hätte doch so eine wunderbare Kulimine mit einer Metallspitze. Aber die Frau wollte keine blaue Mine sondern eine schwarze....... Dann gab es ein Problem mit einem kleinen Gerät und der ebenso kleinen Plastekarte der Frau. Und plötzlich waren die Frau und der Verkäufer nicht mehr so nett zueinander. Amanda verstand das nicht und wollte nur noch weg. Es war ihr zu laut, zu bunt und es gab zu viele große und kleine Menschen, viel mehr als auf dem Weihnachtsmarkt.

Unsere kleine Weihnachtsmaus trippelte weiter und kam in ein anderes Geschäft. Es war eine Buchhandlung mit Büchern über Tiere, wie Amanda sie aus dem Wald kannte, und es gab Bücher aus fremden Ländern, auf denen die Sonne zu sehen war oder auf denen mit dicken Buchstaben das Wort "Toskana" stand. Plötzlich hörte Amanda wieder das "Ho, ho, ho ..." und sah den Mann im roten Mantel nun auf einem Sofa sitzen. Viele kleine Menschen saßen oder standen vor ihm und hörten ihm mit offenem Mund zu. Er las aus einem dicken Buch vor oder sprach sehr ruhig und freundlich mit ihnen. Das gefiel unserer kleinen Weihnachtsmaus, die eine Weile zusah und selbst zur Ruhe kam, bis sie einen Duft schnupperte, den sie vom Weihnachtsmarkt kannte - süß und aromatisch. Im Regal neben ihr lagen kleine Geschenke aus Schokolade. Unsere verfressene Amanda kletterte am Regal hinauf, nagte sich durch das Papier und schmatzte kurze Zeit später genüsslich an einem kleinen Tannenbaum aus Schokolade.

Plötzlich - ein spitzer Schrei, eine hysterische Frau mit einem Hut und anschließend ein kunterbuntes Durcheinander. Die Verkäuferinnen sprangen zu dem umgekippten Regal, die Frau mit dem Hut schnappte nach Luft, all die kleinen Menschen wollten unsere  Weihnachtsmaus streicheln und der Mann im roten Mantel lachte laut und herzhaft.

Amanda rannte so schnell sie konnte, hin und her, kreuz und quer, aber alles war umsonst. Eine Hand griff nach ihr und es wurde dunkel um Amanda herum. Unsere Weihnachtsmaus spürte aber keine Angst, denn die kleine Hand war warm und in der Jackentasche des kleinen Menschen war es still und weich, wie in einem Kokon. 




Ende Teil 3

PS: Grundlage für die Szene, die unsere Weihnachtsmaus Amanda im Schreibwarenladen beobachtete, war  kürzlich mein eigenes Erleben in einem solchen Geschäft. Als Letzte in der Schlange an der Kasse und mit nur zwei Postkarten in der Hand, konnte ich fasziniert beobachten, wo bei der Kundin und dem Verkäufer 
die Prioritäten lagen....





Kommentare

  1. Ich fand alle drei Teile gut. Ich bin neugierig, ob es einen Teil 4 gibt und wie es mit der Maus Amanda und dem Kind weitergeht.
    Von Vinci

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    1. Lieber Vinci, es wird einen vierten und letzten Teil um Amanda geben, so viel kann ich dir schon verraten. LG Henriette

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