Die Rückkehr des Schwans
Der Schwan war heute schon mehrere Runden über den Elbwiesen geflogen. Er war
erschöpft und konnte das ruhige Wasser nicht finden. Jenes Wasser des alten
Elbarms, an dessem Ufer er letztes Jahr aus seinem Ei geschlüpft war. In dem
Nest befanden sich mehrere Eier und aus ihnen waren mit dem Schwan noch vier
weitere kleine Schwäne geschlüpft.
Der alte Elbarm war früher mit der Elbe verbunden. Im Laufe der Jahre jedoch
war ein separates Gewässer aus ihm geworden. Am Ufer des Elbarms wuchsen u.a.
viele knorrige Kopfweiden, starke Eichen, große Pappeln, hohes Schilf und
verschieden hohe Büsche. Das Nest der Schwanenfamilie lag daher vor Feinden, wie
Greifvögeln oder Füchsen, geschützt im Dickicht des Ufers.
Eine stille Harmonie lag zu jeder Jahreszeit über dem Elbarm im Auenland. Im Frühjahr erfreuten sich die Spaziergänger am ersten Grün. Im Sommer spendeten die Pappeln, Eichen und Kopfweiden Schatten und eine wunderbare Ruhe. Manchmal im Herbst, wenn Morgennebel über der Elbwiese schwebten, wirkten die Kopfweiden sogar mystisch an diesem schönen Ort. Und im Winter, wenn der Schnee in der kalten Wintersonne glänzte, ruhte der alte Elbarm friedlich eingehüllt unter dem klaren Eis.
Weit und breit war kein Biber zu sehen und Fische gab es schon gar nicht.
Stattdessen lagen ein alter Autoreifen und ein kaputter Puppenwagen auf dem
ausgetrockneten, rissigen Grund des alten Elbarms.
Der Schwan war irritiert.
Wohl fand er jetzt auch das Nest wieder aber der für ihn wichtige Lebensraum
schien im Moment für ihn verschwunden zu sein. Traurig senkte der Schwan seinen
Kopf. Er blieb noch bis zum Abend so sitzen. Im Herbst würde sich mit dem Regen
und dem steigenden Grundwasser der alte Elbarm wieder füllen. Aber solange
musste sich der Schwan ein anderes Quartier suchen. An der nahen Elbe löschte
er später seinen Hunger und den Durst. Dann erhob er sich gestärkt in die Lüfte, drehte eine letzte Runde und flog mit der Abendsonne zu einem anderen ruhigen Gewässer, das nicht
ausgetrocknet war.