Hubertus, der kleine Regenwurm - eine Kindergeschichte

Im Garten eines Kindergartens lebte einst ein Regenwurm. Er hieß Hubertus. Zwei Jahre schon buddelte er sich durch die Erde und kannte die Abläufe der Zwerge, wenn sie wohlbehütet hier den Tag miteinander verbrachten. Morgens, wenn leise, schnelle Schritte über die Erde huschten, dann wusste Hubertus, jetzt war Henriette gekommen und sie würde die Eingangstür des Kindergartens aufschließen.





Später, wenn alle Kinder im Garten und das Getrappel der kleinen Füße besonders laut war, verzog er sich tiefer in die Erde. Manchmal steckte sich Hubertus kleine Stöpsel in die Ohren, denn dann übertrieben es die Kinder mit ihren Rollern, Puppenwagen und dem Spielzeug, das sie an Schnüren hinter sich herzogen. Wenn es dann ruhiger wurde, wusste Hubertus, dass Henriette gleich das Zauberlicht anmachen und ihren Zwergen leise eine Einschlafgeschichte zum Mittagsschlaf vorlesen würde. Diese Zeit nutzte er, um sich durch seine Röhren in der Erde nach oben zu schlängeln.
Dann blinzelte er vorsichtig aus seinem Erdloch, schaute nach links, schaute nach rechts und auch nach oben. Wenn keine Gefahr lauerte, dann schlängelte sich Hubertus über die Erde im Gemüsebeet, welches Henriette mit ihren Zwergen im Frühjahr angelegt hatte und fraß alles, was ihm schmeckte.





Manchmal zog er ein Blatt mit in seine Erdröhre. Dieses Blatt würde er sich für den morgigen Tag aufheben, wenn das Getrappel der kleinen Füße, das Kinderlachen und die scheppernde Türklingel an der Eingangstür wieder zu laut sein würden. Wenn sich Henriette am Nachmittag vom letzten Kind verabschiedet und es seinen Eltern übergeben hatte, schloss sie die Eingangstür des Kindergartens wieder zu und huschte so flink und leise, wie sie am Morgen gekommen war, wieder durch den Garten hinaus. Dann atmete Hubertus tief ein. Nun würde seine Zeit kommen. Schien die Sonne zu  heiß, blieb er bis zum Abend im Erdreich, damit er nicht austrocknen würde. Wenn aber das leise, zarte Geräusch der Regentropfen, die auf die Oberfläche des Erdbodens fielen, ihn weckten, dann wusste er, er kann auf Nahrungssuche gehen.





Manchmal neckte ihn seine Freundin, das kleine Igelmädchen Berta, die auf dem Gemüsebeet extra immer wieder hin und her trippelte. Dann schaute Hubertus aus seinem Erdloch, weil es so klang, wie herabfallende Regentropfen - und Berta lachte. Sie blieben oft bis zur Dämmerung und manchmal auch in der Dunkelheit beisammen, erzählten sich vom Tag und von den großen und den kleinen Menschen. Wenn Hubertus und Berta am Morgen dann wieder die leisen Schritte von Henriette hörten, trippelte das kleine Igelmädchen davon unter den Holzstapel und Hubertus schlängelte sich zurück in sein Erdreich. 







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