Stille am Schwanensee

Der alte Elbarm liegt verschlafen in der Morgensonne. Er ist knapp einen Kilometer lang und ca. hundert Meter breit. An seiner tiefsten Stelle kann ich nicht mehr stehen. Fast lautlos gleitet das Ruderboot durch die spiegelglatte Wasseroberfläche. Die Ruder erzeugen ein leises Plätschern, wenn sie in das Wasser tauchen. Ab und zu bekomme ich ein paar Spritzer ab, sie kühlen und erfrischen mich für einen Moment . 

Seit Tagen liegen die Temperaturen über dreißig Grad. Der alte Elbarm ist leicht bogenförmig in die Elbaue eingebettet. Das Wasser ist klar und warm. Wenn ich eine "Wasserratte" wäre, würde ich schon nebenher schwimmen. Aber so genieße ich die Fahrt. Der leichte Wind streichelt sacht meine Haut und erzeugt ein angenehmes Gefühl. 

Als das Boot um den langgezogenen Bogen auf die östliche Spitze zugleitet, erblicke ich unzählige Schwäne. An die sechzig Tiere schwimmen in der Stille des Morgens über das Wasser. Es ist ein traumhafter Anblick. Plötzlich  erschrickt ein Schwan und verlässt die Gruppe. Es ist als würde er über das  Wasser rennen, so schnell bewegt er seine Füße. Ich muss lachen. Nach ein paar Flügelschlägen erhebt er sich majestätisch in die Luft und fliegt mit einem surrenden Zischen an mir vorbei. Ich sehe ihm noch staunend nach, als mir das Lachen vergeht. 

Denn die Unruhe geht auf die anderen Schwäne über und ein Großteil von ihnen erhebt sich gleichzeitig in die Luft. Das Geschnattere und Gerenne auf dem Wasser zerreißt die Stille. Es erinnert mich an das Märchen "Die wilden Schwäne", das ich als Kind geliebt habe. 

Vorsichtig wende ich mit dem Ruder das Boot. Ich möchte zurück, denn die Sonne beginnt  unbarmherzig auf mich  herabzuscheinen. Später blicke ich zurück und sehe, wie die Schwäne wieder auf dem Wasser gelandet sind und in der Gruppe friedlich miteinander auf dem Wasser schwimmen. Es ist wunderschön. So friedlich und erhaben - ich habe definitiv gestört.





PS: Für meine Freundin Kerstin, die diesen Ort auch sehr mag.

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