Erinnerungen einer alten Dame, eine Geschichte mit Bildern





Sie ist zurückgekehrt, zurück für einen Moment an den Ort, an dem sie als Kind viele Monate verbracht hat. Heute ist sie eine alte Frau und ihre Enkeltochter begleitet sie auf dieser Reise. Am Rand des Ortes, unweit der Ostsee, befindet sich das alte Kinderheim. Die Gebäude sind nach all den Jahren dem Verfall preisgegeben. Im Hauptgebäude muss einst ein Feuer ausgebrochen sein. Der Dachstuhl auf der linken Dachseite ragt verkohlt in den Himmel. Die große halbrunde Terrasse ist noch immer  umrahmt von dem alten hüfthohen Geländer, doch überall wächst das Unkraut zwischen den Sandsteinen hervor. Im Seitenflügel, in dem einst die Waschräume untergebracht waren, sind die Fenster zerborsten und in der löchrigen Dachrinne wächst ein junger, zarter Baum und etwas  Gras. 





In dem riesigen verwilderten Garten steht ein kleineres Haus aus roten Klinkersteinen. Sie erinnert sich daran, dass sie sich als Kinder davor gefürchtet  und es das Hexenhaus genannt hatten. Die Umgebung  des Hauses war stets düster, da hohe Bäume das Haus umgaben und deren Kronen mit ihrem Laub das Licht der Sonne versperrten. Die Bäume stehen noch immer, aber sie fürchtet sich nicht mehr. Sie wüsste nur zu gern, was sich einst in diesem Gebäude befand. Ihre Enkeltochter schiebt sich vorsichtig durch die halb geöffnete Eingangstür und findet den einzigen großen Raum leer vor. Das Geheimnis bleibt also ein Geheimnis. 




Die Ställe sind eingefallen und zwischen den jungen Bäumen, die dort wachsen, kaum zu sehen. Die alte Dame bittet die junge Frau mit ihr in das Haupthaus zu gehen. Sie möchte so gern die Schlafräume sehen und den Speisesaal. Das wäre ihr wichtig. Daran hat sie die meisten Erinnerungen. Sie musste im Speisesaal stets bis zum Schluss sitzen bleiben, bis sie ihr Essen aufgegessen hatte. 




Als sie ihren Schlafraum gefunden haben, weiß sie noch ganz genau, an welcher Stelle ihr Bett stand. Sie erzählt ihrer Enkeltochter, die das lange rote Haar von ihr geerbt hat, wie sehr sie in den Wintermonaten dort nachts gefroren hatte. Die schönste Zeit war im Sommer, als es warm war und die Sonne auf dem Spielplatz unter die Bäume schien. Und  als ein junges Ehepaar kam und sie mit zu sich in ihr neues Zuhause nahmen; als die Beiden für sie  Mama und Papa wurden. 


Die Beiden beenden den Gang durch das kaputte Haus, laufen durch den Garten bis an das Tor. Ihre Enkeltochter macht noch einige Fotos zur Erinnerung. Dann setzen sie sich am Strand in ein Cafe und die alte Dame erzählt von ihrer Kindheit, der Zeit hier an der Ostsee im Kinderheim und von den Urgroßeltern der jungen Frau. Als es langsam dunkel wird, ist alles gesagt und fahren sie zurück ins Hotel. 




Kommentare

  1. Die Geschichte und die dazugehörigen Bilder kriechen einem unter die Haut. Die Enkelin zeugt von Glück 💖

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