Die Geschichte vom Bauern, der seine Ruhe wollte, eine zänkische Frau hatte und Hühner, die er verstand



Es lebte einst auf einem Bauernhof im Auenland ein Bauer mit seiner Frau. Im Laufe der Jahre sprach der Bauer immer weniger und die Frau immer mehr. Schon morgens, wenn der Bauer noch schlief, plapperte seine Frau mit noch geschlossenen Augen auf ihn ein und hörte erst am späten Abend wieder auf, wenn sie einschlief.

So kam es, dass der Bauer immer mehr Zeit bei seinen Tieren verbrachte. Die blökten und schnatterten zwar auch, aber nicht so viel. An einem Samstag fuhr der Bauer weg und kam mit einem Schwung neuer Hühner zurück. Im Auto war es schön ruhig, nur die leise Musik dudelte im Autoradio. Die Hühner waren auffallend still und beobachteten den alten Mann. Der Bauer, der extra langsam fuhr, weil ihn seine Frau bereits mit dem Abendessen erwartete, fand das sehr merkwürdig. 

Später sperrte er die neuen Hühner zu denen, die schon bei ihm auf dem Hof lebten. Er fütterte alle Tiere und ging ins Haus. Nach dem Abendessen legte er sich zeitig in sein Bett und schlief neben seiner noch immer zankenden Frau ein.

In der Nacht erwachte der Bauer. Was hatte ihn geweckt? Er lauschte angestrengt. Da war es wieder. Stimmen drangen an sein Ohr. Eine davon war besonders nervig. Er drehte sich zu seiner Frau, aber die schlief. Er nahm seine Taschenlampe und ging hinaus.

Das Gezanke kam aus dem Stall.  Der Bauer, der am Abend nur einen Korn getrunken hatte, kratzte sich am Kopf, als er erneut die Stimmen hörte: "Wir waren aber zuerst hier.",   "Na und. Dafür sind wir jünger und haben viel schönere Federn ",    "Das ist unser Futter",   "Aber mich mag der Bauer am liebsten",  "Seht nur, ich habe das schönste Ei gelegt",   "Ja, das ist wohl ein schönes Ei",   "Aber schaut erst mal mein Ei an". 

Der Bauer kratzte sich wieder am Kopf.  Das war ja nicht zum Aushalten. Was war da los? Er öffnete die Stalltür und sah, wie alle Hühner im Kreis saßen. Das lauteste Huhn stand in der Mitte und schwieg sofort, als es den Bauern erblickte. Der sonst so stolze Hahn stand resigniert in einer Ecke und sagte mutlos zum Bauern: "Das halte ich nicht aus, Bauer. Bitte mach was.". Der Bauer nickte dem Hahn zu, nahm das Huhn aus Mitte an sich und verließ den Stall. Dort blieb es jetzt still.

Auf dem Weg ins Haus kam der Bauer an seinem Schäferhund vorbei. Der sah erst  ihn an und dann das Huhn unter dem Arm des Bauern. " Gute Entscheidung, Bauer", sprach nun auch noch der Schäferhund zu ihm. Der Bauer kratzte sich mit der Taschenlampe erneut am Kopf und murmelte vor sich hin, dass ihm das morgen niemand glauben würde und dies alles bestimmt nur ein Traum sei.

Als er wieder in sein Bett stieg, sah seine Frau ihn fragend an und öffnete den Mund. Der Bauer jedoch kam ihr zuvor" Ich wünsche mir morgen ein Brathuhn, Frau. Das Huhn liegt bereits im Kühlschrank. Und nun sei ruhig und schlaf weiter." Noch lange lag der Bauer wach und überlegte, ob er nur geträumt hatte. Es war jedenfalls kein Gezeter mehr zu hören.


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