Die Liebe, eine Flaschenpost und die Elbe
Als an einem heißen Augusttag der Nachmittag in den Abend übergeht, fahre ich mit dem Fahrrad noch einmal über die Elbwiesen zur Elbe. Die letzten Meter schiebe ich das Fahrrad. Je näher ich der Elbe komme, desto intensiver wird der typische Elbegeruch. Ein sanfter Wind weht und die Abendsonne umfängt mich.
Am
Elbufer sieht es heute ganz anders aus. Die Biber haben ganze Arbeit
geleistet und eine alte knorrige Weide so benagt, dass sie umgekippt ist und
halb im Wasser liegt. Eigentlich ein schöner Anblick. Die sanften Wellen
umspülen den Stamm und das Geäst. Der Klang dieser Wellen ist wie ein Flüstern
und auf dem Wasser tanzen die Sonnenstrahlen.
Ich lege mein Fahrrad ans Ufer,
schlüpfe aus meinen Schuhen und wate durch das niedrige Wasser. Ein Glänzen
zwischen den Blättern der Weide zieht meine Aufmerksamkeit auf
sich. Als ich langsam näher komme, erkenne ich eine Flasche. Es ist keine
übliche Flasche, wie sie ab und zu am Strand zu finden ist. Ich bücke mich und
ziehe sie aus dem Wasser. Neugierig erkenne ich die Rolle in der Flasche und
entferne den Korken.
Als ich die Schrift und das Datum sehe, setze ich mich auf
den Stamm und beginne zu lesen. Vom Datum ist nicht viel zu erkennen, Juni oder
Juli 1955 oder 1953. Die Zeit im Wasser hat ihre Spur hinterlassen. "Mein
lieber Albert" beginnt der Brief und ich spüre eine Wärme aus den Worten
und Sätzen, die ich lese. Mir ist es fast unangenehm, in diese privaten Zeilen
einzutauchen. Es ist ein Liebesbrief, voller Hoffnung und Sehnsucht aus
einer längst vergangenen Zeit. Unterschrieben ist er mit Ada. Ob sich ihre
Liebe erfüllt und sie zueinander geführt hat? Ich wünschte es ihnen.
Gedankenverloren rolle ich den Brief wieder zusammen, drücke den Korken in die
Flasche und hole weit aus. Langsam tragen die Wellen die Flasche mit sich. Es
ist ein sehr schöner Moment für mich. Ich schaue ihr nach, bis ich die Flasche
nicht mehr sehe. Dann schiebe ich mein Fahrrad wieder zurück. Auf dem Heimweg
pflücke ich mir noch einen Strauß aus wilden Wiesenblumen und finde grad noch
so nach Hause, bevor der Abend in die Nacht übergeht .......
In Liebe für Oma & Opa, die 1940 geheiratet haben ❤
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