Der Duft von Augustäpfeln - Teil 1




Als sie an diesem Abend durch den Garten geht, ist die Sonne am schönsten. Sie brennt nicht mehr auf der Haut, wärmt aber trotzdem und taucht den Rasen, die Bäume und Büsche, die Blumen und das Gemüsebeet in ein warmes Licht. Der Sonnenuntergang ist nicht mehr fern. Die Geräusche des Tages werden stiller. Sie schließt die Augen und holt tief Luft.

Der Duft, den sie jetzt wahrnimmt, ist aromatisch und  angenehm. Er weckt liebevolle  Erinnerungen in ihr. Erinnerungen, die weit zurückliegen. Und die sich schön  anfühlen. Als sie noch ein Kind war, verbrachte sie jeden Sommer bei ihren Großeltern. Die hatten ein Haus mit Garten am Stadtrand. Der liebe Dackel mit dem braunen, weichen Fell war kaum von ihrer Seite zu kriegen. Im Garten der Großeltern stand ein Apfelbaum.

Die Äpfel wurden nicht rot sondern behielten ihre grün/gelbe Farbe und dufteten besonders aromatisch. Sie erinnert sich, wie die Oma mit einer weißen Schüssel, die einen schmalen dunkelblauen Rand hatte, auf der Terrasse saß und die Augustäpfel schälte und schnippelte.  Ab und zu verschwand ein Stück Apfel in Omas oder ihrem Mund. Aus den Äpfeln kochte die Oma Apfelmus.

Dann zog der Duft der Augustäpfel durch das ganze Haus. Ein Duft, der sich bei ihr eingeprägt hat. Bis heute schmeckt ihr kein Apfelmus wie das der Oma. Und als sie so dasteht, die Augen geschlossen und mit ruhigem Atem, da lächelt sie und ist für einen kurzen Moment wieder Kind im Garten der Großeltern.