Edeltraut Trautzsch's 70.Geburtstag
Edeltraut saß auf der Terrasse in ihrem Lieblinsgartensessel. Der Spätsommertag wollte mit seinen warmen Temperaturen wohl an die Spitze der Rekorde, seit es die Wetteraufzeichnungen gab. Sie lehnte ihren Kopf gegen das Kissen und streichelte mechanisch ihre Katze Morle, die das Streicheln schnurrend auf Edeltrauts Schoß genoss. Doch Morle spürte, dass ihr Frauchen nicht ganz bei der Sache war.
Und tatsächlich, Frau Trautzsch blieb sehr in ihren Gedanken versunken. Morgen würde sie ihren 70. Geburtstag feiern. Siebzig Jahre - da kann man bei der Rückschau schon mal melancholisch werden - ihre eigene Kindheit, ihre Hochzeit, ihr Sohn Robert. Und dann, siebzig Mal Geburtstag, siebzig Mal Ostern und siebzig Mal Weihnachten - Edeltraut seufzte tief. Dachte sie doch sehr oft und sehr gern an jenes Weihnachtsfest vor drei Jahren, als sie mit dem Weihnachtsmann in der Küche Tango getanzt hatte.
Plötzlich knurrte Gustel, ihr Dackel. Edeltraut öffnete die Augen und sah ihren Herbert mit jemandem am Zaun stehen. Sie setzte ihre Brille auf und lächelte. Es war der Postbote, mit dem ihr Herbert wild gestikulierend sprach. "Pst, Gustel, Herbertchen soll nicht sehen, dass ich es bemerkt habe. Bestimmt sind in dem Paket die Tulpenknollen, die ich mir schon lange wünsche. Oder sogar die schicken Schuhe, die ich ihm neulich im Katalog gezeigt habe. Vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes für meinen morgigen Geburtstag? Bestimmt hat er Elfriede, Sieglinde oder Helga um Rat gefragt. Na, Hauptsache kein neuer Topf!", lachte Frau Trautzsch zu Gustel, der sie mit seinen braunen Dackelaugen treu anblickte, als würde er jedes Wort verstehen.
"Und doch wüsste ich gern, was Herbert geplant hat! Er macht ein riesiges Geheimnis aus dem morgigen Tag. Ich darf nicht mal in den Garten gehen, und er ist ständig in der Garage verschwunden", sagte Edeltraut zu sich selbst und erhob sich.
Am Abend föhnte Frau Trautzsch ihr Haar. Nachdem sie im Bad den Föhn in die Schublade zurücklegte, blickte sie in den Vergrößerungsspiegel. Optisch sah man ihr die Siebzig kaum an. Doch die Waage dagegen hatte sich am Morgen auf keine Schätzungen eingelassen, und ihr die knapp fünfzehn Kilo Übergewicht leuchtend angezeigt. Edeltraut seufzte und tupfte die Hautcreme sanft auf ihre Lachfalten. Ihr Motto war stets "Jede Lachfalte ist durch Freude entstanden". Dann löschte sie das Licht im Bad und legte sich in das Ehebett. "Na, Edeltraut, freust du dich denn schon auf morgen?", fragte Herbert und sah seine Frau erwartungsvoll an.
Edeltraut war erst spät eingeschlafen. Die Ungewissheit, was ihr Herbert geplant oder vorbereitet hatte, ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Und so kam es, dass Edeltraut erst gar nicht so recht wusste wie ihr geschah, als sie am zeitigen Morgen vom Lärm im Haus aus dem Schlaf gerissen wurde. Für einen kurzen Moment dachte sie, Herbert wäre beim Fernsehen eingeschlafen und jetzt würde irgendeine Parade laufen. Doch der Fernseher war aus. Es jaulte und trötete weiter. Edeltraut schlug die Bettdecke zurück und schlüpfte in ihren roten Morgenmantel, während sie zur Treppe lief.
Unten im Flur stand Herbert Trautzsch. In der rechten Hand hielt er seine Lieblingstrompete und versuchte darauf "Happy Birthday" zu spielen. Wochenlang hatte er die Melodie heimlich in der Garage geübt und war nun stolz darüber. Morle und Gustav versteckten sich sofort im Wohnzimmer unter dem Sofa.
"Edeltraut, alles Gute zum Geburtstag . Zieh dich schnell an, es geht gleich los!", rief er der ahnungslosen Jubilarin zu und verließ das Haus.
Eine knappe Stunde später setzte der Klingelsturm ein. Edeltraut hatte ihr Lieblingskleid angezogen, sich zurechtgemacht und wollte grad damit beginnen den Frühstückstisch zu decken. Sie lief zur Tür und ließ vor Überraschung den Mund offen stehen. Vor der Tür standen ihre Freundinnen Sieglinde, Elfriede und Helga, jede mit einer Platte Leckereien für den Geburtstagsbrunch. Alle drei trugen eine Art Meerjungfrauenkostüm, doch einzig Sieglinde schien es richtig zu passen. "Was ist denn mit euch ....", weiter kam Edeltraut nicht, denn es klingelte schon wieder.
Ihre Nachbarin Helene kam mit ihrem Mann und den Zwillingen gradewegs vom Zauntor auf Edeltraut zu. "Juhuuuuu, Edeltraut, alles Liebe zum Geburtstag", rief sie freudig und überreichte Edeltraut ein Tablett mit kleinen Desserts.
"Helene, du siehst ja toll in dem Abendkleid aus. Wie eine Sängerin oder Moderatorin. Und du, ist das eine Kapitänsmütze? Ach, und die Kinder, wie kleine Piraten.", wunderte sich Edeltraut überrascht.
Ein Auto hupte. "Opa, was ist denn mit dir passiert? Ist dir was ins Auge geflogen? Warum hast du eine Augenklappe über dem linken Auge?", riefen Edeltrauts und Herberts Enkelkinder, die grad mit ihren Eltern im Auto vorgefahren kamen.
"Meine Junge, ich komme mir vor wie im Zirkus. Guck doch nur, wie alle aussehen!", flüsterte Edeltraut ihrem Sohn zur Begrüßung zu und holte tief Luft. Sogleich aber wurde sie von ihrer Schwiegertochter und Helene untergehakt.
Herbert Trautzsch winkte alle zu sich in den Garten, wo ein großes Zelt stand und mehrere Tische hübsch eingedeckt waren. Auf den Bänken lagen weiche Kissen. Gleich neben dem Eingang stellten alle Gäste ihre Platten für das Buffet ab, wie sie es mit Herbert Trautzsch abgestimmt hatten.
Helene ahnte bereits, was gleich geschehen würde, denn sie umfasste Edeltraut Trautsch etwas fester. "Meine liebe Edeltraut. Alles Gute zum 70. Geburtstag. Wir wollen mit dir feiern und hier ist unser Geschenk für dich!", sprach Herbert und überreichte seiner ahnungslosen Ehefrau einen großen Karton und einen kleinen Karton.
'Ah, jetzt bekomme ich die Tulpenzwiebeln und die Schuhe', dachte Edeltraut noch bei sich und öffnete die hübsch verpackten Pakete, die Herbert sicherlich von Helene hatte einpacken lassen.
Doch es waren weder Schuhe noch Tulpenzwiebeln. Aus dem größeren Paket wickelte Edeltraut eine Art Steuerrad aus Holz und aus dem kleineren eine Flaschenpost. "Ich verstehe nicht", flüsterte sie ungläubig. Doch dann las sie den Zettel in der Flasche:
WIR MACHEN EINE KREUZFAHRT IN DEN NORDEN - ÜBER WEIHNACHTEN UND SILVESTER. GRUSS HERBERT.
"Moment mal .....", nun verstand Edeltraut auch die Kostümierung ihrer Gäste, und ganz sicher war auch keine Fliege oder ähnliches in Herbertchens Auge geflogen. Er wollte schon immer mal ein Seemann sein, deshalb die schwarze Augenklappe. "Omi, Omi, dann bist du ja über Weihnachten am Nordpol, beim Weihnachtsmann", rief die kleine Anneliese, das jüngstes Enkelkind.
Es wurde eine schöne Geburtstagsfeier im Garten bei Familie Trautzsch! Alle ließen es sich schmecken, tanzten und lachten. Helene moderierte in ihrem schönen Abendkleid ein kleines Programm, zu dem sich alle Gäste etwas einfallen lassen hatten. Die drei ältlichen Meerjungfrauen sangen, die Kinder führten Piratentänze vor und die Männer mit den Kapitänsmützen erzählten Witze oder manch Seemannsgarn.
Am Abend dann, als alle im Haus schon schliefen, setzte sich Edeltraut Trautzsch an den Küchentisch. Auf ihrem schönsten Briefpapier schrieb sie dem Weihnachtsmann einen ganz persönlichen Brief.
Herbert Trautzsch winkte alle zu sich in den Garten, wo ein großes Zelt stand und mehrere Tische hübsch eingedeckt waren. Auf den Bänken lagen weiche Kissen. Gleich neben dem Eingang stellten alle Gäste ihre Platten für das Buffet ab, wie sie es mit Herbert Trautzsch abgestimmt hatten.
Helene ahnte bereits, was gleich geschehen würde, denn sie umfasste Edeltraut Trautsch etwas fester. "Meine liebe Edeltraut. Alles Gute zum 70. Geburtstag. Wir wollen mit dir feiern und hier ist unser Geschenk für dich!", sprach Herbert und überreichte seiner ahnungslosen Ehefrau einen großen Karton und einen kleinen Karton.
'Ah, jetzt bekomme ich die Tulpenzwiebeln und die Schuhe', dachte Edeltraut noch bei sich und öffnete die hübsch verpackten Pakete, die Herbert sicherlich von Helene hatte einpacken lassen.
Doch es waren weder Schuhe noch Tulpenzwiebeln. Aus dem größeren Paket wickelte Edeltraut eine Art Steuerrad aus Holz und aus dem kleineren eine Flaschenpost. "Ich verstehe nicht", flüsterte sie ungläubig. Doch dann las sie den Zettel in der Flasche:
WIR MACHEN EINE KREUZFAHRT IN DEN NORDEN - ÜBER WEIHNACHTEN UND SILVESTER. GRUSS HERBERT.
"Moment mal .....", nun verstand Edeltraut auch die Kostümierung ihrer Gäste, und ganz sicher war auch keine Fliege oder ähnliches in Herbertchens Auge geflogen. Er wollte schon immer mal ein Seemann sein, deshalb die schwarze Augenklappe. "Omi, Omi, dann bist du ja über Weihnachten am Nordpol, beim Weihnachtsmann", rief die kleine Anneliese, das jüngstes Enkelkind.
Es wurde eine schöne Geburtstagsfeier im Garten bei Familie Trautzsch! Alle ließen es sich schmecken, tanzten und lachten. Helene moderierte in ihrem schönen Abendkleid ein kleines Programm, zu dem sich alle Gäste etwas einfallen lassen hatten. Die drei ältlichen Meerjungfrauen sangen, die Kinder führten Piratentänze vor und die Männer mit den Kapitänsmützen erzählten Witze oder manch Seemannsgarn.
Am Abend dann, als alle im Haus schon schliefen, setzte sich Edeltraut Trautzsch an den Küchentisch. Auf ihrem schönsten Briefpapier schrieb sie dem Weihnachtsmann einen ganz persönlichen Brief.
Ende


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