Der Tag, als Berta, das kleine Igelmädchen, feststeckte ....

Berta saß eines Morgens mit ihren Freunden Charly, dem Eichhörnchen, und Würfelmurf, dem Maulwurf, zusammen. Der kleine Maulwurf hatte eine winzige Sonnenbrille aufgesetzt, weil das Sonnenlicht seine empfindlichen Augen so blendete. Es sah lustig aus, wie er aus seinem Maulwurfshügel schaute, den Kopf auf die Hände gestützt.  Charly rollte eine Haselnuss hin und her und Berta seufzte. "Heute ist irgendwie gar nichts los", meinte das Igelmädchen.


"Wart ihr schon im geheimen Garten?", fragte das Eichhörnchen. Er kannte keine Langeweile. "Ein geheimer Garten? Wo soll das sein?", fragte Berta neugierig. Würfelmurf gähnte. "Na hier nebenan", erklärte Charly und zeigte auf das Nachbargrundstück. "Dort wohnt schon lange keiner mehr. Niemand erntet die Kirschen am Baum und in wenigen Wochen liegen die leckersten Äpfel auf dem Boden. Absolut keine Gefahr für uns!". Bei den Gedanken an leckere Äpfel lief Berta das Wasser im Mund zusammen. Essen war eine sehr wichtige Tätigkeit für Igel. "Los kommt mit, ich zeig euch den Garten", rief Charly und rannte los. Würfelmurf nahm die Abkürzung unter der Erde und folgte dem leisen Trampeln von Bertas kleinen Igelfüßen über ihm. Sie lief Charly nach, hinaus aus dem Schatten des riesigen Nussbaumes, quer über den Rasen zur Hecke ..... und steckte plötzlich fest. Der Zaun zum Nachbargarten, der fremde Hunde, Katzen oder Füchse abhalten sollte, hatte Löcher, die für kleine Igel grade noch groß genug waren, um hindurchzukommen. Doch Berta hatte in den letzten Wochen deutlich an Gewicht zugenommen. Ihr Kopf, ihr Oberkörper und ihre Arme waren bereits auf dem Nachbargrundstück. Doch ihr Po und ihre Beine hingen noch auf der Seite des Gartens, in dem Berta wohnte. Sie versuchte es vorwärts - nichts. Dann wollte sie zurück - das ging auch nicht. Berta steckte fest. "Charly, Würfelmurf, helft mir doch. Es geht nicht".

Das Eichhörnchen zog an Bertas Armen. Würfelmurf, grub sich aus der Gartenerde und schob von hinten. "Du bist zu fett!", keuchte er. "Guck dich mal an", fauchte Charly. Berta spürte die Ausweglosigkeit und erste dicke Tränen rollten über ihre Igelnase. "Nicht weinen, Berta, ich überlege mir was", sagte Charly und flitzte zurück. Er hatte unzählige Male, versteckt zwischen den Blättern im Nussbaum, beobachtet, wie der Mann, dem der Garten gehörte, mit verschiedenem Werkzeug aus der Werkstatt kam. Das Eichhörnchen wusste, dass um diese Tageszeit niemand zu Hause war und sauste durch das offene Fenster in die Werkstatt.

Es dauerte etwas, bis Charly mit einer Zange zurückkehrte. "Sei bloß vorsichtig!", warnte Würfelmurf und hielt sich eine Hand vor die Augen. Auch Berta kniff die Augen zusammen. Kurz darauf hörten sie es leise knacken. Dann war es nicht mehr so eng um Berta herum. Charly hatte geschafft und seine Freundin befreit. Das Loch im Zaun war jetzt groß genug und Berta huschte hindurch. "Von wegen fett!", murmelte sie.



"Merk dir diese Stelle im Zaun. Jetzt kannst du immer hindurchkriechen", meinte Charly. Hinter dem Zaun wuchs hohes Gras und dahinter war ein fast ausgetrockneter alter Fischteich. Libellen schwirrten umher und Berta schnupperte die überreifen Himbeeren, die an den Sträuchern wuchsen, deren lange Triebe beinahe bis zur Erde ragten. Berta fühlte sich wie im Paradies. Oh ja, dieses große Loch im Zaun würde sie sich merken.

Aber noch ein weiterer Duft hing schwer über dem verwilderten Garten,  der Duft von Rosen. An einem Weg, der vom Garten zum Haus führte, wuchsen herrliche Rosen in verschiedenen Farben. Hier gefiel es den drei Freunden.

Den Rest des Tages erkundeten sie den verwilderten Garten und erfrischten sich im flachen Wasser des Fischteiches. Erst am Abend kehrten Berta, Charly und Würfelmurf zurück in ihren Garten.

Was für ein aufregender Tag! 

Kommentare

  1. Und ich hatte mich schon gewundert, woher das Loch im Zaun kommt. :)

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